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Land:
Indien

Universität:
Indian Institute of Technology Madras

Semester und Studiengang:
4. Semester Bachelor International Management

Aufenthalt:
Sommersemester 2015

Über die Universität:
Das Indian Institute of Technology Madras (IITM) liegt im Herzen von Chennai, der Hauptstadt des Bundesstaates Tamil Nadu an der Süd-Ost-Küste Indiens. Das Gelände ist ein riesiger Nationalpark, auf welchem sich die verschiedenen Gebäude des IIT weitläufig verteilen.
Das Studienangebot ist sehr vielfältig: Neben zahlreichen technischen Studiengängen (u.a. Maschinenbau, Elektrotechnik, Luft- und Raumfahrt) werden auch Studiengänge wie Biologie, Meereskunde und Management Studies angeboten. Die Unterrichtssprache ist Englisch, auch wenn man hier von einem zunächst gewöhnungsbedürftigen ,,indischem Englisch" sprechen sollte.
Da ich am Department of Management Studies (DoMS) am MBA-Programm teilnahm, kann ich hier nur von meinen Erfahrungen berichten:
Die Studienphase im DoMS wird, anders als bei den anderen Studiengängen des IIT, in Quarters unterteilt. Ein Quarter umfasst etwa zwei Monate und eine zweiwöchige Prüfungsphase am Ende. Die Kurse sind frei aus einem breiten Spektrum wählbar: von Finance über Economics, HR, Marketing oder Logistics wird ein vielfältiges Programm geboten, es sollte also für jeden etwas dabei sein.
Jeder Jahrgang umfasst etwa 60 Studenten und je nach Kurswahl stehen weniger die Vorlesungen im Vordergrund als Einzel-und Gruppenprojekte sowie Case Studies. In allen von mir gewählten Fächern haben die Professoren dabei sehr stark darauf geachtet, immer nur einen Austauschstudierenden in eine indische Gruppe zu mischen. So hat man von Anfang an die Chance, seine Mitstudierenden kennenzulernen und sich zu integrieren.
Viele Professoren habe ich zudem als sehr offen und hilfsbereit erlebt. Nicht nur bei Fragen oder Problemen waren sie zu den angegebenen Zeiten im Büro oder telefonisch erreichbar, die meisten haben auch sehr viel Interesse an uns Austauschstudierenden gezeigt, Reisetipps gegeben und sich regelmäßig erkundigt, ob man dem Unterricht folgen kann.

Betreuung vor Ort:
Neben einem Professor als Mentor wurde jedem Austauschstudenten zusätzlich ein ,,Buddy" zugeteilt, ein indischer Mitstudent der bei alltäglichen Fragen und (Verständigungs-)Problemen aushilft.
Besonders begeistert hat mich außerdem die Hilfsbereitschaft des International Office und der Academic Section des IITM. Bei Problemen konnte man sich jederzeit an die jeweiligen Ansprechpartner wenden, die sich sehr bemühten, eine passende Lösung zu finden.
Schon vor der Ankunft wird vom IO eine Unterkunft in einem der Hostels auf dem Campus organisiert. Bei den Zimmern sollte man sich jedoch nicht an westlichen Standards orientieren. Sie sind zweckmäßig eingerichtet, mit einem Schrank, Bett und Schreibtisch. In jedem Zimmer gibt es einen Deckenventilator, jedoch keine AC, was bei Temperaturen über 40 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von über 90% im Sommer sehr angenehm wäre.
Gewöhnungsbedürftig sind außerdem die vergitterten Fenster (wegen der Affen) und die Gemeinschaftswaschräume ohne warmes Wasser (was bei den Temperaturen allerdings eher eine Wohltat ist), ausgestattet sowohl mit indischen als auch westlichen Toiletten.
Der Campus selbst bietet alles, was man für das tägliche Leben benötigt. Neben mehreren Verpflegungsmöglichkeiten (veg and non-veg) gibt es einen großen Supermarkt und einen kleinen Kiosk.
Das IITM bietet außerdem ein riesiges Sportprogramm an. Neben einem Schwimmbad (mit 50m Bahn) und mehreren Sportplätzen und -hallen gibt es ein Fitnessstudio, Tischtennisplatten u.v.m. Austauschstudierende können sich jederzeit für die verschiedenen Sportarten anmelden und hierdurch auch mit Leichtigkeit Kontakte außerhalb des Studiengangs schließen.

Der Campus mit seinen Wäldern und Tieren ist ein Ruhepol in dem sonst sehr lauten, chaotischen und bunten Chennai. Die Ausgangslage ist perfekt, um die Stadt Chennai zu erkunden bzw. an Wochenenden den Süden Indiens zu bereisen.

Tipps:
Es ist auf jeden Fall zu empfehlen, bereits in der ersten Woche ein Fahrrad (in Indien ,,cycle" nicht ,,bike") zu kaufen. Der Campus ist riesig und ein Rad definitiv das beste und schnellste Transportmittel. Tagsüber fahren auch Busse, allerdings ist man hier zeitlich gebunden und es gibt angenehmere Situationen als bei über 40 Grad mit zahlreichen anderen Personen in einen nicht klimatisierten Bus gequetscht zu sein.

Inder sind sehr offen und interessiert. Man hat wenig Schwierigkeiten innerhalb kurzer Zeit viele Kontakte zu knüpfen und Freunde zu finden. Inder freuen sich über Interesse an ihrer Kultur und an den verschiedenen Religionen und beantworten die unterschiedlichsten Fragen sehr bereitwillig. Toleranz wird groß geschrieben, aber auch vom gegenüber erwartet.
Außerhalb des Campus, auf Reisen und indischen Hochzeiten ist es nichts besonderes ständig angestarrt, angesprochen und nach einem Foto gefragt zu werden. Auch wenn dies nach einiger Zeit anstrengend und nervig sein kann, sollte man bestimmt, aber freundlich sein. Vor allem in die ländlicheren Gegenden verirren sich wenig Touristen, weshalb man als eine Art Attraktion gesehen wird. Häufig kommt es auch vor, von fremden Menschen zu einem kurzen Chai-Tee nach Hause eingeladen zu werden. Hier hat man die einmalige Möglichkeit mehr über das indische Leben und die Kultur außerhalb des Campus zu erfahren.

Durch Offenheit, Akzeptanz und Interesse hat man in Indien die Chance, eine völlig neue Kultur und die unterschiedlichsten Religionen kennenzulernen. Das Leben in Indien hält jeden Tag vielfältige Überraschungen und Herausforderungen bereit. Man sollte sich der ständigen Reizüberflutung durch Geräusche, Menschenmassen und Gerüche bewusst sein. Lässt man sich jedoch vollends auf das Abenteuer ein, hat man nicht nur die Möglichkeit ein facettenreiches Land, sondern auch sich selbst ein Stück weit besser kennenzulernen.