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Land:
Malta

Universität:
MCAST

Semester und Studiengang:
3. Semester Bachelor Elektro- und Informationstechnik

Aufenthalt:
Wintersemester 2015

Über die Universität:
Das MCAST (Malta College of Arts, Science and Technology) ist eher eine Mischung aus Berufsschule und Hochschule, was mir bereits bei meinem ersten Besuch auffiel. Ich hatte ehrlich gesagt nie das Gefühl an einer Hochschule zu sein, durch die vielen Jugendlichen mit Jogginghose und Cap hatte ich vielmehr den Eindruck, mich an einer Hauptschule zu befinden. Die heruntergekommenen Gebäude, die nicht funktionierenden Sanitäranlagen und die Auswahl der Kantine, welche sich durchweg auf ungesundes Fastfood beschränkt, verstärkten meine Empfindung. Es wurden jedoch bereits einige neue Gebäude gebaut, z.B. für die Fakultät der Gesundheitswissenschaften. Diese sind modern, allerdings wird es noch mehrere Jahre dauern, bis es bei den Fakultäten Elektrotechnik und Maschinenbau soweit ist.
Die Klassenräume waren in Ordnung, solange man einen Sitzplatz in den vorderen Reihen bekam. Weiter hinten kann man dem Unterricht aufgrund der Akustik und der Qualität der Beamer bzw. des Whiteboards kaum noch folgen.
Das Studieren als E-Techniker am MCAST benötigt mehr Zeit als in Deggendorf, obwohl die Schwierigkeit, besonders im Bereich Mathematik, niedriger ist. Der Grund für den höheren Zeitaufwand sind die Home Assigments (Has), welche 50 Prozent der Gesamtnote ausmachen. Die restlichen 50 Prozent holt man in den TCAs (schriftlichen Prüfungen) am Ende des Semesters. Die TCAs sind relativ einfach, da die schwierigen Themen bereits in den Has abgeprüft werden. In Malta wird mehr Wert auf Praxis gelegt als in Deutschland, was ich als positiv bewerten würde (Matlab, Proteus, selbst entworfene Schaltungen aufbauen), auch wenn das für mich komplett neu war und ich mir einiges selbst beibringen musste.
Ich kann mir aus Malta vier Fächer aus dem 3. Semester und ein Fach aus dem 4. anrechnen lassen. Dabei belegte ich in Malta ein Fach aus dem 1. Semester, eins aus dem 3. und drei aus dem 5. Semester. Die Vorlesungen wurden komplett auf Englisch gehalten und ich hatte quasi nie sprachlich bedingte Verständnisprobleme.

Betreuung vor Ort:
Ich hatte hauptsächlich Kontakt mit Kenny Muscat, sowohl vor als auch während des Auslandssemesters. Er ist sehr engagiert und kümmerte sich stets zuverlässig und zügig um unsere Fragen, Anregungen und Probleme, weshalb die Organisation der Fächer, Stundenpläne und Prüfungen keinerlei Schwierigkeiten bereitete. Bei fachspezifischen Fragen konnte man sich an die Dozenten wenden, welche sich besonders nach den Vorlesungen viel Zeit für die Klärung aller Unverständlichkeiten nahmen.
Hervorheben möchte ich an dieser Stelle Mr. Owen Casha, der als Dozent in Teilzeit am MCAST tätig ist und hauptberuflich an der University of Malta unterrichtet. Ich muss wirklich gestehen, dass ich selten, wenn überhaupt, so einen guten Lehrer bzw. Dozenten erlebt habe. Sein Unterricht war anspruchsvoll und fordernd, aber gleichzeitig auch hochinformativ, verständlich und motivierend.
Das finden einer Unterkunft war trotz der vielen Facebook-Gruppen nicht gerade einfach. Die meisten Makler bzw. Vermieter wollen ihre Wohnungen für Long Let vermieten, d.h. der Mietvertrag sollte mindestens sechs Monate laufen. Da wir jedoch nur 4,5 Monate in Malta blieben, mussten wir nach Short Lets suchen. Hier waren die Wohnungen zum selben Preis deutlich schlechter ausgestattet und weniger modern. Die ersten drei Besichtigungen waren die reinste Katastrophe, ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, wer dort wohnen möchte. Am dritten Tag jedoch fand ich mehr oder weniger zufällig meine Bleibe während des Auslandssemesters. Die Wohnung befand sich in Gzira, 5 Gehminuten vom Meer entfernt. Mit dem Bus oder Taxi war man innerhalb weniger Minuten in St. Juliens bzw. Paceville, wo am Wochenende bis zum Morgengrauen gefeiert wird. Leider war der Weg zur Schule beschwerlich, da ich jeden Tag mit den unpünktlichen und überfüllten Stadtbussen zwischen 30 und 45 Min. (einfach) nach Paola fahren musste.

Tipps:
Zuerst möchte ich darauf hinweisen, dass es einen gewaltigen Unterschied im Bezug auf Sauberkeit und Ordnung zwischen Deutschland und Malta gibt. Ich war mir dessen zwar bewusst, dennoch konnte ich mich bis zum Schluss nicht an die dreckigen Straßen, qualmenden Autos usw. gewöhnen. Weitläufige Grünflächen kann das kleine Malta leider auch nicht bieten. Wer sich damit anfreunden kann, dem kann ich noch folgende Tipps geben:
-Lieber an der University of Malta als am MCAST studieren (wenn möglich, kostet Studiengebühren)
-Wohnlage Msida, Gzira, Sliema
-An den (vielen) Veranstaltungen der University of Malta für internationale Studierende teilnehmen (Gozo Weekend, Bootsparty, Pub Crawl, ...)
-Bis Mitte Oktober das hervorragende Wetter ausnutzen (Speedboat tour nach Comino, Baden, Tauchen)
-Hin und Rückflüge so früh wie möglich buchen (AirMalta, Lufthansa)
-Auslandskrankenversicherung abschließen (z.B. PROTRIP World)
-Busticket für Studenten (Tallinja Card) auf der Homepage von Malta Public Transport schon vor dem Auslandssemester beantragen und an die Hochschule schicken (Antragsbearbeitung dauert 6 Wochen)
-Zum Busfahren immer den Arm ausstrecken, sonst hält er nicht
-Zeitpläne sind für die Busse meistens irrelevant
-Große Lebensmitteleinkäufe bei LIDL erledigen, der ist meistens günstiger als die kleinen Läden
-Wenn möglich mit dem Kauf einer maltesischen Sim-Karte bis zur Freshers Week an der University of Malta warten, dort gibt es besonders günstige Konditionen für Studenten (wechseln jedes Semester, bei uns Vodafone 4,5 GB LTE für 7€ pro Monat)
-Lieber ein Fach weniger belegen, um ein mehr oder weniger entspanntes und schönes Auslandssemester zu erleben (am MCAST würde ich auf Control System Theory verzichten)
-Bei Angeboten für Touristen wie Bootsfahrten, Sightseeing Bus usw. kann man eigentlich immer handeln
-Im Winter kann es schon mal (relativ) kalt werden, besonders in den Gebäuden (Schule, Wohnung), da dort praktisch keine Heizungen vorhanden sind.