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Land:
Ungarn

Universität:
BME Budapest

Semester und Studiengang:
7. Semester Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen

Aufenthalt:
wintersemester 2015

Über die Universität:
Es ist immer wieder schön, ein Bild dieser alten Universität zu sehen, die malerisch an der Donau (und den Donaubrücken) liegend tausenden Studenten jahrelang ein ständiger Begleiter ist. Man kann eine halbe Stunde von einem Ende der Universität bis zum anderen laufen. Es gibt das alte, beleuchtete, schnell ergoogelte (teilweise zerfallende, aber momentan renovierte) Universitätsgebäude, einige Plattenbauten und am anderen Ende die topmodernen Anlagen. Diese sind übersichtlich nach Fakultäten aufgeteilt, ich habe eine bunte Mischung aus Fächern der Elektrotechnik, Maschinenbau und Sprachen in meinem Auslandsjahr gewählt und so auch ziemlich jeden Gebäudetyp genauer kennengelernt.

So unterschiedlich wie die Gebäude der Budapest University of Technology and Economics (BME) sind auch die Vorlesungen und Prüfungen (und auch die Stadt). Ich war bis auf ein wirtschaftliches Fach fast immer der einzige Erasmusstudent und teilweise einzige Ausländer und habe wohl dementsprechend auch den Erasmusbonus nicht gehabt. In den kleinen Gruppen (5 bis 20 Studierende) mit ziemlich motivierten Professoren, wöchentlichen Hausaufgaben, Präsentationen, Gruppenarbeiten, Projekten, Laboratorien und Prüfungen, nicht zu vergessen der Anwesenheitspflicht (bei 30% unentschuldigtem Fehlen erfolgt keine Zulassung zur Prüfung) habe ich wirklich was gelernt, und mit den Leuten hat es definitiv auch Spaß gemacht. Es ist halt doch etwas anderes, als wenn vorne jemand sein Skript vorliest oder man sich einfach mit allen möglichen Leuten aus verschiedenen Ländern bzw. Fakultäten über ein Thema unterhält und dabei fachkundige Meinung einholen kann. Zwei Fächer waren allerdings so grauenhaft organisiert, dass ich mich nicht mehr zu weiteren Besuchen überwinden konnte. Generell wird an der BME mehr auswendig gelernt; aufgrund der vielen Prüfungen teilt sich der Stoff auf das ganze Semester auf, letztendlich werden dadurch die Prüfungen in Summe sehr umfangreich.

Betreuung vor Ort:
Die Wohnungssuche hat sich für mich überraschend schwierig herausgestellt. Budapest ist im Wandel, die Preise steigen sprunghaft (laut Statistik, die auf dem ersten Erasmus-Treffen gezeigt wurde). Also 200 Euro für ein Zimmer ist nicht mehr (war meine Erwartung aufgrund der Erfahrungsberichte), vielmehr ist nun das Deggendorfer Niveau ein guter Richtwert. Ansonsten gibt es viele nette Wohnungen, ich war auf der Budaseite, die weiter, grüner, gepflegter als die Pestseite ist. Allerdings spielt sich das Leben auf der Pestseite ab, zu der man aber nur 10 bis 15 Minuten braucht dank der sehr guten Verkehrsanbindungen.

Die BME ist sehr gut organisiert, es gibt eine Registrierungswoche, in der man alle Dokumente unterschreiben und abgeben kann; bei Problemen wird geholfen. Ich konnte alles per E-Mail klären, es wurde schnell geantwortet, die machen das nicht zum ersten Mal. Im übrigen lässt sich Organisatorisches, sobald der Zugang besteht, recht einfach im Neptun-System abwickeln (Fächerregistrierung, Prüfungsanmeldung, Bescheinigungen).

Erasmus-Studierende können bei ESN-Events mitmachen. Ich selbst habe da eher wenige Erfahrungen gesammelt, aber zum Angebot gehören verschiedene Pub-Besuche, Rundfahrten usw. Auf eigene Faust bzw. zusammen mit Ungarn sieht man doch etwas mehr vom eigentlichen Leben, der Kultur, der Mentalität, das ist zumindest meine Einstellung nach ein paar ESN-Events.

Tipps:
- Wohnungssuche in Deutschland erledigen (WG definitiv zu empfehlen)
- auf Mietvertrag achten, viele schwarze Schafe unterwegs (Wohnungsbesichtigung zu empfehlen)
- Simkarte (Vodafone) bekommt man bei ESN-Veranstaltung für ein paar Euro
- Cortal-Consors oder DKB-Kreditkarte ist super, den Wechselkurs beim Abheben unbedingt bei der eigenen Bank vornehmen lassen, die Örtliche hat einen weniger guten Kurs (am Automaten auswählbar als Option)
- Nahverkehrsticket für 10 Euro/Monat, Fahrrad geht auch super
- Internetvertrag bei UPC ist recht stabil
- Generell habe ich unschöne Erfahrungen bezüglich Wechselgeld gemacht, den Touristenstatus muss man schnellstmöglich loswerden, die Stadt hat ihre Schattenseiten. Aber sobald man die hinterher rennenden Wegelagerer ignoriert und auf ungarisch bestellt, hat sich das Ganze erledigt.
- Ich weiß immer noch nicht, ob selber kochen oder essen gehen günstiger ist. Dienstleistungen jeglicher Art sind wahnsinnig günstig.
- Im Sommer ist Budapest viel schöner (das satte Grün der Bäume überdeckt die bröckelnden Fassaden), aber der typische Stadtgeruch in den Sommermonaten ist schon sehr gewöhnungsbedürftig.
- Mit Händen und Füßen auf englisch, deutsch und allen möglichen anderen Sprachen zu kommunizieren ist garnicht so schwer, gelang sogar in einer Änderungsschneiderei. Englisch lernt man auch, in der Uni, mit anderen Studierenden, in der WG. Ungarisch lernen ist irgendwie sinnlos, aber die Basics helfen doch sehr weiter, also Hungarian for Beginners ist zu empfehlen.

Budapest ist einfach eine extrem lässige Stadt. Die Pubs, die Donau, die Hügel, die Gebäude, die Menschen, die unzähligen kleinen Läden - sehr authentisch. Hier sind ganze Stadtteile, wo jedes Haus eine Art geselliges Zusammensein ermöglicht. Schon faszinierend, man sollte das genießen.