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Land:
Finnland

Universität:
Savonia University of Applied Sciences, Kuopio

Semester und Studiengang:
3. Semester Bachelor International Tourism Management / Health & Medical Tourism

Aufenthalt:
wintersemester 2016

Über die Universität:
Die Savonia UAS in Kuopio bietet viele unterschiedliche Kurse im Bereich Tourismus und Business Administration an. Auch wenn ich eigentlich einen sehr speziellen Studiengang habe, konnte ich mir aus unterschiedlichen Fachbereichen meinen Stundenplan individuell zusammenstellen - sogar mit Fächern, die ich sonst erst in höheren Semestern gehabt hätte und mir hier jetzt bereits angerechnet werden können. Das Problem war allerdings, dass diese sich (egal, ob sie aus demselben Fachbereich stammten oder nicht) überschnitten und man so vor der Entscheidung stand, entweder den einen Kurs wieder abzuwählen oder einfach abwechseln und so jedes zweite Mal hinzugehen. Anwesenheitspflicht besteht nur selten und wenn, dann eher bei bestimmten Vorträgen oder anderen besonderen Anlässen.
Der Ablauf des Semesters ist in Finnland ohnehin anders als bei uns: er wird für jede Woche ein unterschiedlicher Stundenplan zusammengestellt; dieser kann per "Wilma" online für ein paar Wochen im Voraus eingesehen werden (die App ist sehr nützlich!). Inhaltlich habe ich in meinem Auslandssemester nicht so viel gelernt, wie ich es sonst in Deutschland würde; Standardfächer wie "Marketing" und "Economics" waren aber trotzdem sehr lehrreich. Insgesamt werden die Themen etwas oberflächlicher durchgenommen und in den Prüfungen wird bei weitem nicht so viel verlangt wie bei uns. Stattdessen müssen relativ häufig Assignments und Gruppenarbeiten abgegeben werden (in jedem Fach mindestens zwei). Die Dozenten und alle anderen Mitarbeiter der Uni sind - typisch finnisch - sehr freundlich und hilfsbereit und zum Großteil auch sehr professionell. Englisch war ebenfalls nie ein Problem. Bei ein paar Kursen lief dennoch nicht alles glatt. So blieben manche E-Mails unbeantwortet oder Lehrveranstaltungen und Assignments wurden zu kurzfristig organisiert. Alles in allem ist die Uni ziemlich modern und gut mit allem ausgestattet, was man so zum Studieren benötigt.

Betreuung vor Ort:
Wie schon erwähnt sind die Mitarbeiter sehr freundlich und hilfsbereit und machen ihren Job gut. Besonders toll finde ich das Tutorenprogramm der Hochschule: jeder Exchange student bekommt einen persönlichen Tutor zugeteilt, der sich schon vor der Anreise um einige organisatorische Sachen kümmert, einen vom Bahnhof oder Flughafen abholt und für jederlei Fragen bereitsteht. Auch Veranstaltungen für die Exchange students haben die Tutoren hin und wieder organisiert und versucht, uns zum Beispiel beim gemeinsamen Kochen zu Hause oder durch den Besuch von bestimmten Orten die finnische Kultur näher zu bringen. So musste ich kaum etwas komplett allein regeln, denn ich hatte einen ständigen Ansprechpartner.
Was die Unterkunft angeht, so wurden uns die Internetseiten von "Kuopas" empfohlen, die die Studentenwohnungen in Kuopio vermieten. Die Wohnung zu bekommen war ziemlich einfach, da man lediglich auf der Website von Kuopas einige Suchkriterien (z.B. Stadtviertel, möbeliert oder nicht,...) eingeben und dann auf verschiedene Wohnungsangebote warten musste, die anschließend per Mail zugeschickt wurden. Doof war nur, dass ausschließlich relativ kleine Zimmer in 3er-WGs (nach Geschlecht getrennt) vermietet wurden und diese meist in ziemlich schlechtem Zustand und überteuert waren. Es mangelte an der Sauberkeit, einige Sachen waren kaputt oder fehlten, obwohl sie eigentlich laut einer aushängenden Liste vorhanden sein sollten. Außerdem ist Kuopas nicht besonders hilfsbereit, wenn es um Reparaturanfragen geht.
Meiner Meinung lohnt es sich, sich vorher über andere Zimmervermittlungen zu informieren. Von einer Freundin weiss ich, dass es bessere gibt, über welche man auch Infos durch die Uni bekommen kann. Insgesamt denke ich aber, dass es sich in der Kuopas-Wohnung für ein Semester schon ganz gut aushalten lässt.

Tipps:
Falls du dich entscheidest, dein Auslandssemester an der Savonia UAS zu verbringen, würde ich dir empfehlen, einen kleinen finanziellen "Puffer" einzuplanen, weil die Lebenshaltungskosten in Finnland um einiges höher sind als bei uns. Allein für Miete und Essen sind schon über 500€ pro Monat draufgegangen. Lebensmittel kosten zum Teil gut das Doppelte. Natürlich möchte man hin und wieder mal etwas mit Freunden unternehmen oder etwas vom Land sehen, was dann ebenso ins Geld geht.
Weg vom Geld: Finnen sind - wenn es nicht gerade um Uni-Angelegenheiten geht - zurückhaltende und schüchterne Menschen, die - typisch finnisch -lieber unter sich bleiben. Allerdings hat man gute Chancen, Kontakte zu Finnen zu knüpfen, wenn man sympathisch und offen auf sie zugeht (ohne gleich einen Knopf an die Backe zu labern - darauf stehen sie nicht so sehr) oder einfach mal in Bars und Clubs mit ihnen zu quatschen (angetrunken sind sie plötzlich gar nicht mehr verschlossen). Bleibt besser nicht nur unter Exchange students. Ich hatte das Glück, viele nette Finnen kennenzulernen, mit denen ich viele tolle "echt finnische" Sachen erleben konnte, die mir sonst entgangen wären: Angeln, Eisschwimmen, Eisfischen, Partys und BBQs in einer einsamen Hütte am See, finnische Saunaspiele, Baden im Palju, finnische Weihnachts- und Silvestertraditionen und viele andere Erlebnisse, die kein Touristenführer oder Museum vermitteln kann.
Was das Wetter angeht: im September lag der höchste Wert bei 18°C und der niedrigste bei 5°C, ab Ende Oktober bei durchschnittlich -10 bis -15°C (der tiefste Wert war -23°C). Ein Gesichtsschutz und eine gute Mütze sind also Gold wert!
Noch ein Wort zum Reisen: Studentenorganisationen wie ESN oder Kisa bieten Reisen z.B. nach Lappland, Stockholm und St. Petersburg an (Komplettpaket). Nach meiner Erfahrung sind selbst geplante Trips aber besser und günstiger.