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Land:
Chile

Universität:
Universidad Mayor

Semester und Studiengang:
4. Semester Bachelor International Management

Aufenthalt:
summersemester 2017

Über die Universität:
Die Universidad Mayor ist eine private, renommierte Uni mit mehreren Campi in Santiago de Chile. Der Campus Manuel Montt liegt zentral und ist somit gut erreichbar. Ich habe in der Nähe der Metrostation Baquedano gewohnt und bin immer eine halbe Stunde zu Fuß zur Uni gelaufen, was aber auch kein Problem war, da man nur dreimal in der Woche zur Uni muss, wenn man sich die Kurse schlau legt.
Bezüglich der Kurswahl ist mit Sicherheit für jeden etwas dabei, denn von Logistik bis Marketing und IT stehen mehrere Lehrveranstaltungen zur Auswahl.
Zu den Vorlesungen kann ich sagen, dass das Niveau nicht so hoch ist wie bei uns in Deutschland, und auch generell sollte man seine deutschen Erwartungen ein wenig zurückschrauben. Es geht oft ein wenig chaotisch her und es kann schon mal vorkommen, dass Professoren zu spät kommen oder Prüfungen im letzten Moment verschoben werden. Trotzdem fand ich es angenehm, in einem schulähnlichen Umfeld zu lernen, mit kleinen Gruppen und viel Interaktion zwischen Professor und Studierenden. Fast jede Woche sind Präsentationen zu erstellen, Texte zu lesen oder auch zu verfassen, was ich fürs Spanisch verbessern ziemlich hilfreich fand.
Besonders empfehlen kann ich die Kurse Operaciones de Importación & Exportación, da ich den Stoff sehr interessant fand und auch eine Ahnung bekam, was Chile importiert bzw. exportiert und wie Chile im Vergleich zu anderen Ländern dasteht. Außerdem hat sich der Professor sehr bemüht, immer alle Fragen zu beantworten. Er organisierte außerdem eine Exkursion für unseren Kurs, in der wir die Landesgrenze zu Argentinien besuchten.
Wenn man sich unter dem Semester ein bisschen bemüht und einen Notendurchschnitt von mindestens 5 je Kurs erreicht (7 ist das beste), dann ist man nicht dazu verpflichtet, die finalen Examen in diesem Fach mitzuschreiben. Dadurch ist man etwas früher mit dem Semester fertig und kann die Zeit zum Reisen nutzen.

Betreuung vor Ort:
Die Mitarbeiterinnen des International Office sind sehr bemüht, sich um alle Austauschis zu kümmern, sei es bei der Kurswahl, Wohnsituation oder Beschaffung des Studentenvisums. Ich hab mich immer sehr gut aufgehoben gefühlt und nie allein gelassen mit irgendwelchen Problemen. Außerdem hat es mich erstaunt, dass sie die Austauschstudierenden alle mit Namen benennen konnten, obwohl es doch ca. 200 pro Semester sind.
Positiv ist auf alle Fälle auch, dass während des Semesters immer wieder kostenlose Ausflüge und Events für die Internationals organisiert werden, um Land und Kultur besser kennenzulernen. Beispiele hierfür sind unter Anderem Valparaíso, die Isla Negra, ein Weingut oder der Besuch eines Waisenhauses für Kinder.
Mit meiner Wohnsituation war ich sehr zufrieden; Providencia ist ein sicheres Viertel, in dem viele Studierende leben. Wir haben zu zehnt in einem etwas älteren Haus gewohnt, das ohne Heizung im Winter allerdings oft sehr kalt war. Andererseits war es eine einmalige Erfahrung, da meine Mitbewohner aus Spanien, Chile, Frankreich und England kamen und wir untereinander immer Spanisch gesprochen haben. Wir haben viel zusammen unternommen und sind am Ende alle gute Freunde geworden.
Die Miete hängt natürlich von vielen Faktoren ab, ich habe für mein Zimmer 260000 chilenische Pesos gezahlt (ca. 336 EUR), was mir für Chile relativ teuer vorkommt. Also da kann man vielleicht mit etwas Glück auch billigere Unterkünfte finden.

Generell habe ich mich in Santiago nie unsicher gefühlt, es ist eine sehr europäisch wirkende Stadt, und wenn man nachts nicht alleine unterwegs ist, braucht man auch keine Angst haben. Gut gefallen haben mir die Parks und Grünanlagen in Santiago und natürlich das Ausgehviertel Bella Vista. Empfehlen kann ich auch das Barrio Italia, das mit seinen versteckten, aber niedlichen Cafés in den Hinterhöfen die Gäste anlockt.

Tipps:
Zur Sprache kann ich sagen, dass ich am Anfang auf alle Fälle Probleme hatte, den chilenischen Akzent zu verstehen. Ich hatte seit der 8. Klasse Spanisch, allerdings ist das in Chile dann doch ein bisschen anders. Die Chilenen verwenden viele Modismen, verschlucken gerne das "s" und das "d" und reden einfach wahnsinnig schnell. Allerdings gewöhnt man sich nach einiger Zeit daran. Ich kann euch nur raten, immer mit den Chilenen bzw. "spanischsprechenden" Personen zusammen zu sein und nicht in die Falle zu tappen und sich nur mit anderen Deutschen aufzuhalten.
Die Chilenen sind sehr freundlich, am Anfang manchmal vielleicht ein bisschen schüchtern, aber wenn man auf sie zugeht, bemühen sie sich sehr, auch langsamer zu sprechen und dir bestimmte Ausdrücke zu erklären. Aufgefallen ist mir, dass sich viele auch für unsere Kultur interessieren und neugierig Fragen stellen.
Natürlich kann man Südamerika nicht mit Europa vergleichen und es gibt oft Momente, in denen man einfach viel Geduld und Verständnis mitbringen muss, da vieles länger dauert bzw. chaotischer zugeht und nicht alles so sauber und geordnet ist so wie bei uns. Allerdings ist Chile ein wahnsinnig schönes Land mit coolen Leuten, beeindruckenden Landschaften und vielen Gelegenheiten, nicht nur zum Reisen! Ich kann es nur jedem ans Herz legen, der sich für Südamerika interessiert, was relativ sicheres sucht, schöne Reisen unternehmen möchte und sich der Herausforderung annimmt, das chilenische Spanisch zu erlernen :D

Falls es noch irgendwelche Fragen oder Zweifel gibt, könnt ihr mir gern eine Mail schreiben unter jenny.reicheneder@gmail.com und ich helfe euch gerne bei jeglicher Angelegenheit über Chile.