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Land:
Spanien

Universität:
Universidad de Cantabria (UNICAN), Santander

Semester und Studiengang:
3. Semester Master Strategisches und internationales Management

Aufenthalt:
summersemester 2017

Über die Universität:
Mein Auslandssemester habe ich an der Partneruniversität in Santander, Kantabrien verbracht. Dort kann man den Studiengang Master of Business Administration (MBA bzw. Direccion de Empresas) besuchen. Das Masterstudium dauert insgesamt nur acht Monate, von November bis Juni, ohne Semesterferien. In das Sommersemester (segundo cuatrimestre) kann man somit erst ab Anfang März einsteigen. Alle Studienfächer und die entsprechenden Prüfungen werden nur auf Spanisch angeboten (viele Professoren sprechen auch kein Englisch). Ein großer Unterschied zum Studienablauf in Deutschland besteht darin, dass die Lehrveranstaltungen meist auf einen Zeitraum von vier Wochen komprimiert abgehalten werden (Vorlesungen finden von Dienstag bis Freitag, von 16 bis 21 Uhr statt). Die Prüfungen zu diesen Fächern werden dann jeweils in der anschließenden Woche durchgeführt. Somit kann man mit mindestens einer Prüfung pro Monat rechnen. Die Prüfungen können in Form von Multiple-Choice-Tests oder wie in Deutschland in den meisten Fächern üblich, in Form von offenen Fragen aufgebaut sein. In einigen Wahlfächern (asignaturas optativas) kann sich der Professor für individuelle bzw. Gruppenarbeiten an Stelle der normalen Prüfung entscheiden.
Vom Sprachenzentrum der Universität werden jedes Semester kostenpflichtige Spanischkurse (ca. 250 Euro pro Kurs) in Kleingruppen (8 bis 15 Personen) in allen Niveaus angeboten. Während meines Aufenthalts hat der C1/C2-Spanischkurs aufgrund mangelnder Nachfrage nicht stattgefunden.
Der MBA Direccion de Empresas hat sich in meinem Fall auf ca. 30 Personen beschränkt, wodurch das Studium eher familiär abläuft, und wenig andere Erasmus-Studierende mit im Kurs waren.
Während des Semesters ist mir aufgefallen, dass in Spanien großer Wert auf die Entwicklung der Teamfähigkeit gelegt wird, in jedem Fach finden Gruppenarbeiten statt. Das Ergebnis dieser Gruppenarbeiten fließt bis zu 50% in die individuelle Endnote für das jeweilige Fach ein.

Betreuung vor Ort:
Mit den Professoren und Mitarbeitern des International Office in Santander hatte ich keine Probleme. Spanischkenntnisse mindestens auf dem Niveau B1 sind aber für die Kommunikation dringend erforderlich. Santander ist keine ausgesprochen touristische Stadt, daher wird auch in den Lokalen kaum Englisch gesprochen bzw. verstanden.
Mein WG-Zimmer habe ich über die Vermittlungsagentur Emancipia gefunden. Als ich in Santander ankam, fand ich eine total verdreckte Wohnung vor, mein Zimmer war dazu noch verschimmelt. Außerdem wurde in den Gemeinschaftsräumen trotz Rauchverbot (lt. Hausordnung) geraucht, und die Waschmaschine war seit Wochen defekt. Mehrere persönliche und telefonische Beschwerden wurden von Emancipia ignoriert und die Mängel nicht behoben. Anschließende eigenständige Wohnungssuche war zu diesem Zeitpunkt bereits sinnlos, da ich durch den Mietvertrag an die Agentur für sechs Monate gebunden war. Nur durch Zufall konnte ich nach sechs Wochen in eine andere WG wechseln, welche auch zu Emancipia gehört. Auch andere Erasmus-Studierende aus meinem Spanischkurs berichteten über ähnliche Probleme mit Wohnungen von dieser Agentur, wie tagelang kein heißes Wasser, keine Heizung, Loch in der Außenwand, kaputtes Bett usw. Aufgrund meiner Erfahrungen würde ich zur Wohnungssuche über die Facebook-Seite "Alquiler de Pisos/Flat Rental&Sharing - Erasmus Santander" raten.

Tipps:
Für die Fächerauswahl sollte man den Stundenplan vom International Office der UNICAN anfordern. Die sog. Wahlfächer (asignaturas optativas) finden zumeist in kleineren Gruppen statt als die Pflichtfächer (asignaturas obligatorias).
Man sollte vor Abreise mindestens Spanisch auf B1-Niveau beherrschen, um unnötige Sprachbarrieren von vornherein zu vermeiden, und vor Ort die Intensivkurse besuchen. Außerdem werden Tandem-Programme als wöchentliche Treffen in Bars (z.B. dienstags in der Bar Santa Fe) angeboten. Die studentischen Organisationen AEGEE und Erasmus Santander Nonstop bieten billige Ausflüge und Kurzreisen an. Interessant kann auch das Sportangebot der Uni sein, insbesondere die Wandertouren am Wochenende. Bei diesen Ausflügen lernt man kostengünstig die Region Kantabrien näher kennen.
Der nahe gelegene Tierpark Cabarceno ist mit dem öffentlichen Bus (Fa. Alsa) erreichbar und einen Besuch wert. Sonntags kann man alle Museen kostenlos besuchen. Zur Nutzung der öffentlichen Busse in der Stadt sollte man die Fahrten im Voraus in Kiosken bezahlen, ansonsten kosten beim Busfahrer direkt gelöste Fahrkarten das Doppelte.
Zu empfehlen sind auch Spaziergänge entlang der Strände zum Leuchtturm (faro) und zum Magdalena Palast mit kleinem Zoo.
An bestimmten Tagen bieten diverse Bars die sog. Tapas nur für 1 Euro an.

Allen Studierenden würde ich raten, das Erasmus-Programm wahrzunehmen und ein wunderschönes und lehrreiches halbes Jahr im Ausland zu verbringen, egal ob in Santander oder einer anderen Stadt.